Möchte man länger Routen klettern als nur z.B. 40 Meter, kommt das Mehrseillängenklettern zum Einsatz. Dabei klettert man in “Etappen” (bezeichnet als Seillängen), wodurch auch Routen mit über 1000 Meter geklettert werden können.
Das Prinzip hierbei ist, dass zwei Kletterer eine sogenannte Seilschaft bildet. Zu zweit nenn man dies dann eine “Zweier-Seilschaft” und zu dritt eine sogenannte “Dreier-Seilschaft” (Seilschaften mit mehr als drei Personen wird nur in ganz speziellen Fällen gebildet.)
Ablauf beim klettern
Der Seilerste klettert wie gewohnt bis er an einem sogenannten Standplatz ankommt, welcher ähnlich wie beim Sportklettern aus zwei zuverlässigen Fixpunkten besteht welche aber nur manchmal miteinander verbunden sind.
An diesem Standplatz sichert er sich zuerst selbst und danach den Seil-Zweiten im Nachstieg nach oben.
Wenn sich beide am 1. Standplatz befinden, wiederholt sich der Ablauf wieder bis sie sich beide am nächsten Standplatz befinden, usw.
Wie kommt man wieder runter?
Nach unten kommt man indem man entweder über einen Fussweg absteigt, oder abseilt. Wobei Absteigen grundsätzlich die schnellere Variante darstellt (aber nicht immer die ungefährlichere sein muss.)
Beim Abseilen lässt man sich mittels Abseilgerät gebremst am Seil hinunter “gleiten”.
Prinzipieller Ablauf beim Abseilen
Nach unten geht es (wie beim hinauf klettern) in Etappen, hierzu wird das Kletterseil bis zur Seilmitte durch einen Abseilpunkt (z.B. Abseilring) gefädelt. Dadurch hängen beiden Seilenden bis zum nächsten Abseilpunkt und die Kletterer können sich so NACHEINANDER, an beiden Seilsträngen gesichert hinunter lassen.
Warum Abseilen so gefährlich ist…
“Beim Abseilen passieren sehr viele Unfälle, die oft mit schweren Verletzungen oder gar tödlich enden.
Dies liegt aber nicht unbedingt daran, dass Abseilen selbst so gefährlich ist, sondern eher daran, dass Fehler beim Abseilvorgang meist direkt einen Unfall als Auswirkung haben.
Der Grund ist, dass bei jedem Abseilvorgang die Sicherungskette vollständig belastet wird, beim Klettern passiert dies nur im Falle eines Sturzes.So kann aus Unwissenheit, Jahre lang, etwas falsch gemacht werden, es aber (zum Glück) nie zu ein Unfall kommen.
Die Begründung liegt darin, dass der Mensch leider dazu neigt zu oft ein “Nichts ist passiert.” als “Mein Handeln war korrekt!” zu interpretieren und dies auch unterbewusst abspeichert.
Eine Art “Lernen” hat stattgefunden, aber das Gelernte fand seinen Ursprung in einer Fehlinterpretation.Darum ist es wichtig die Sicherungstechniken und andere risikoreiche Handlungen öfters zu reflektieren und zu hinterfragen. Besser noch, von jemandem prüfen zu lassen der sich permanent mit diesen Themen beschäftigt und auch den neusten Stand der Lehrmeinungen kennt. (z.B. qualifizierte und ausgebildete Trainer/Ausbilder oder Tourenleiter)
Fragwürdige Argument:
- “Das hat mir de X Y gezeigt, den kenne ich gut, der war schon auf dem Mont Blanc und der klettert schon seit 25 Jahren!”
- “Das mache ich schon immer so!”
- “Das macht jeder so!”
- “Das geht aber schneller!”
- “Man muss es ja nicht übertreiben!”
Denkanstoss:
Sagen Lebensalter oder Anzahl der gekletterten Routen etwas darüber aus, ob jemand die korrekten Sicherheitstechniken
beherrscht?